Lieber insolvent als Staatseinfluss bei der Lufthansa?

A350 der Lufthansa

Fast alle Flugzuge am Boden, Passagiereinbußen von fast 100%, Airlines geht es weltweit gerade nicht gut. Da macht auch die Lufthansa keine Ausnahme, seit Jahresbeginn ist der Aktienkurs um mehr als 50% eingebrochen, man verliert pro Stunde 1 Million Euro. Dementsprechend ist die Lufthansa mit verschiedenen Regierungen über mögliche Finanzhilfen im Gespräch. Doch bevor man dafür Kontrolle abgibt, würde man lieber Pleite gehen.

Im Gespräch mit der Zeit äußerte sich Lufthansa´s Chef Carsten Spohr besorgt gegenüber einer zu großen Einflussnahme verschiedener Regierungen. Denn wenn Deutschland beginnen würde, das operative Geschäft mitzubestimmen, könnten beispielsweise auch Österreich, die Schweiz (Swiss), Belgien und anderen Saaten auf diese Option pochen.

Dies würde es wiederum extrem schwierig machen, den Konzern weiterhin wettbewerbsfähig managen zu können. Insofern würde man eben auch prüfen, ob eine Insolvenz nicht die bessere Option darstellen könnte.

Doch was bedeutet das überhaupt, wie wahrscheinlich ist es und wie geht es jetzt weiter?

Lufthansa Business Class nach L.A.

Die Strategische Komponente

Niemand kann mit Gewissheit sagen, wie es weitergeht. In der Redaktion gehen wir allerdings davon aus, dass es zu keiner Insolvenz kommt und es sich bei den Aussagen hauptsächlich um Verhandlungsstrategien handelt, mit denen man Einfluss auf das Gegenüber ausüben will.

Strategisch gesehen macht eine Insolvenz ja möglicherweise sogar Sinn und von einem juristischen Standpunkt her muss sie sowieso geprüft werden. Wenn man pro Tag 25 Million Euro verliert und nur über begrenzte Rücklagen verfügt, kann man schnell ausrechnen, wann alles Reserven ausgeschöpft sind.

Aufgabe des Management ist es, das Unternehmen in eine Position zu bringen, in der es die besten langfristigen Erfolgschancen hat. Und wenn Entscheidungen darüber, wie das Streckennetz aussehen soll, beispielsweise durch politische Entscheidungen getroffen werden, wird es tatsächlich schwierig, dass Unternehmen weiterhin schwarze Zahlen schreiben zu lassen.

Insofern ist es strategisch gesehen nachvollziehbar, auch eine Insolvenz ins Spiel zu bringen, um so Druck auf die Verhandlungspartner auszuüben und auf bessere Ergebnisse zu hoffen.

Die menschliche Komponente

Das Shareholder Value als Hauptmission eines Unternehmens ist in meinen Augen ein sehr grenzwertiges Konzept für langfristigen Erfolg. Es ist allerdings ein Konzept, was die Lufthansa zumindest in meinen Augen perfekt beschreibt.

Strategisch gesehen ist die Lufthansa super aufgestellt, alles ist nach deutscher Manie durchstrukturiert und optimiert. Allerdings ist einer der wichtigsten Bestandteile von unternehmerischen Erfolg der Kunde. Und wie fühlt man sich als Lufthansa Kunde mit einer solchen Drohung?

Immer mal wieder gar nicht so super, würde ich zumindest von mir selber behaupten. Und wenn man diese Aussage als Kunde liest, fühlt man sich doch hauptsächlich unsicher. Was ist mit meinen Flügen, wie geht es weiter mit Miles & More, was passiert mit meinen Meilen?

Und dann darf man auch nicht vergessen, dass man gebeten wurde, bei stornierten Flügen doch wenn möglich auf Auszahlungen zu verzichten und stattdessen einen Gutschein zu wählen. Der wäre natürlich sofort weg, sollte es zu einer Insolvenz kommen. Und wer würde bestraft werden? Genau die Leute, die solidarisch gemeinsam durch die Krise schreiten wollten und eben auf ihr Geld verzichtet haben.

Und sich nun hinzustellen und (überspitzt) zu sagen „Lieber gehe ich Pleite, als dass ich andere Leute mitbestimmen lasse“, unabhängig davon ob man es ernst meint oder nicht, unabhängig davon, ob es strategisch sinnvoll ist oder nicht, ist nichts anderes als eine Ohrfeige für die Kunden.

Obwohl es natürlich auch im Interesse der Kunden ist, dass es der Lufthansa langfristig gut geht, muss man derlei Aussagen vielleicht einfach nicht nicht öffentlich treffen, da man eben mehr als nur die eigenen Aktionäre im Hinterkopf haben sollte.

Fazit

Für mich ist diese Situation absolut sinnbildlich für die Lufthansa. Und auch wenn wir davon ausgehen, dass die Insolvenz sehr unwahrscheinlich ist, würde ich trotzdem darauf verzichten, Geld in Lufthansa Flüge zu stecken und würde definitiv darauf verzichten, meinen stornierten Flug als Gutschein zurück zu verlangen.

Nicht vergessen darf man, dass Miles & More zwar eine Tochtergesellschaft der Lufthansa ist, aber auch eine eigenständige GmbH. Das heißt, dass bei der Insolvenz der Lufthansa die Meilen nicht auch automatisch verloren gehen. Miles & More ist als Programm profitabel und beinhaltet Kundeninformationen von 20.000.000 Teilnehmern, die man wahrscheinlich nicht einfach so verloren gehen lassen würde.

Bleiben wir die nächsten Tage also einfach gespannt, wie sich die Geschichte weiterentwickelt. Allzu lange wird die Entscheidung wohl auch nicht mehr auf sich warten lassen.

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Hier liest du Ulf-Gunnar’s Meinung zur Gefahr für Punkte + Meilen.

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